17 000 km auf der Royal Enfield durch Indien und Nepal............................. die härteste Fahrschule der Welt

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Ich musste erst 40 Jahre alt werden , um die Liebe zum Motorradfahren kennen zu lernen, und mir mein erstes Motor getriebenes Zweirad kaufte, es war eine Schwalbe . Dabei sollte es aber nicht bleiben, denn als ich 2004 bei meinem 2. Indien Besuch in der Gegend von Manali dieses voll mächtig, bauchige wommern einer Royal Enfield hörte, und dieses ursprüngliche, authentische Design Wohlgefallen und Entzücken in mir auslösten, habe ich mir ein Herz gefasst, und mir so ein Ding mal für einen Tag ausgeliehen.

Das mit dem Herzfassen war allerdings nicht ganz so einfach, denn
1. „Ich habe keinen Motorradführerschein“,
2. „Das Ding hat mindestens 100 kg mehr wie ne Schwalbe“ ,
3. „Die Schaltung trad. engl. auf der rechten Seite ist, der erste Gang oben, und die Anderen unten sind, und der Leerlauf mit Hackentritt auf extra Hebel zu betätigen ist“ , und vor allem
4. „Hier fährt man indisch“ , und was das heißt, sollte ich noch lernen . Habe ungefähr ne halbe Stunde gebraucht, bis ich mich traute das erste mal die Kupplung langsam kommen zu lassen, doch da war sie dann, meine erste Ausfahrt auf einem richtigen Motorrad, mitten durchs indische Himalaya................ uuuuuuuuunvergesslich .

Aber es sollten noch ein paar Jährchen vergehen, ehe ich meinen, von da an gehegten, in allen Einzelheiten durch phantasierten Traum, verwirklichte.
Doch eines Tages fand ich sie dann, die Lücke im Dickicht der privaten und beruflichen Verstrickungen . Die Ursprüngliche Idee war eigentlich die, mir in Indien eine Roayal Enfield zu kaufen und damit dann über Pakistan, Iran und Türkei zurück nach Deutschland zu fahren. Aber das haben sich schon Andere gedacht, geiler Trip und gleichzeitig eine spottbillige Enfield importieren. Leider sind jedoch die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan nicht von purer Nächstenliebe geprägt, so daß das erforderliche „Carnet de Passage“ seid 2002 für in Indien Registrierte Fahrzeuge nicht mehr ausgestellt wird. OK. aber Indien selbst ist auch sehr interessant und vor allem vielseitig sagte ich mir, und damit ich eine möglichst große Bandbreite an verschiedenen Landschaften durchfahren konnte, plante ich eine komplette Umrundung Indiens, inklusive Nepal und Ladakh, angefangen mit der Wüste von Rajastan, hinunter entlang der Westküste mit seinen Traumstränden, bis in den tropischen Süden Keralas und wieder in den Norden, durch einsame riesengroße Naturschutzgebiete in die Bergwelt des nepalesischen und indischen Himalaya eintauchend.

Am 4.1.08 ging's dann also los, Landung am 8. in Jaipur morgens um 3 Uhr . Tagsüber beim herabsteigen vom Tigerford, einem alten Königspalast, von einem Adler angegriffen worden, konnte ich selbst kaum glauben aber die Krallen in meinem Schopf fühlten sich doch sehr echt an. Habe ihn dann mit Steinwürfen auf Abstand gehalten, der Vogel sah's sportlich, und hat versucht die Steine zu fangen. Welcome to India.......Sub cuch melega........( alles ist möglich ) . Und da es mein erster Tag war, hab ich mir eine geheimnisvolle Erklärung zurechtgelegt, die da lautet : Der wollt mir zeigen, jetzt geht’s ab in Richtung Freiheit Bubie, wild und gefährlich, aber schön, so schön, daß alles Andere dahinter verschwindet.

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Indien ist immer noch voller Gestank und Duft, chaotisch und unverschämt lebendig, lärmend und voller Musik, pervers schmutzig und trotzdem wunderschön, ein Land voller Gegensätze. Meine erste Aufgabe bestand darin, mir erstmal einen indischen Motorradführerschein zu besorgen, kann eigentlich kein großes Problem sein, dachte ich, aber weit gefehlt, nicht ein einziges RTO
( Road Traffic Office ) in ganz Indien war bereit mir diesen Lappen auszuhändigen. Den bekommt ein Inder für gerade mal umgerechnet 3 – 4 € , und der richtigen Beantwortung der Prüfungsfrage, wie viele Gänge sein Motorrad habe. Es fand sich kein Beamter und keine Fahrschule in diesem korrupten Land, der sich von mir mit dem 50 fachen hätte bestechen lassen. Hatte in Deutschland den Fehler gemacht, nur ein 6 Monatsvisum statt eines für 12 zu beantragen, und damit keine Registrierung in Indien, und ohne die, kein Lappen, so einfach. Und da hatte ich mich extra aus Deutschland abgemeldet, damit ich den Indischen dort umschreiben kann. Aus der Traum.
Aber nur der vom Führerschein. Meine Tour wegen so einer Lappalie aufgeben , nein das kam für mich nicht in Frage. Die Strafen für Fahren ohne Führerschein sind recht harmlos ( max. 20 € ) und nach Barzahlung darf man auch gleich weiterfahren, das Risiko lag eher darin, auf gar keinem Fall irgendwie in einen Unfall verwickelt zu werden, denn ob schuldig oder nicht, schuld ist immer der ohne Lizenz, und eine Versicherung zahlt da natürlich auch nichts .
Vor dem Hintergrund, erst einmal vor Jahren auf einem richtigen Motorrad gefahren zu sein, aus einer Stadt wie Delhi in ein Land wie Indien mit Linksverkehr zu starten, wo Regeln eher gefühlt werden als geschrieben, machte mir mein Vorhaben dann doch etwas Unbehagen in der Bauchgegend. Beim Kauf meiner Maschine in Karol Bagh, dem Mekha Delhis für zweirädrige Familienkutschen schlechthin, war mir Gott sei dank mein Freund Wooli, den ich in einem Enfield Forum kennen gelernt hatte, und sich derzeit in Delhi aufhielt, sehr behilflich.
Seinem professionellem Rat verdanke ich ein super Motorrad, mit dem ich fast pannenfrei durch ganz Indien gekommen bin . Ein in allen Enfield Fragen wirklich kompetenter Mann
( www.mr-wooli.de ). Hab mich dann also für eine 2 Jahre alte ( 5000 km ) Royal Enfield Machismo 350 cc mit Fünfganglinksschaltung und dem vor wenigen Jahren von österreichischen Ingenieuren entwickelten „Leanburn Motor“ entschieden. Der überhitzt nicht mehr, beschleunigt besser und ist mit seinem 2,3 Litern Durchschnittsverbrauch wirklich keine Ökosau mehr, der Sound allerdings ist nicht mehr ganz so kernig wie das Original. Für die Scheibenbremsen vorne, die bei neueren Modellen inzwischen Standard sind, sollte ich noch sehr dankbar sein.
Meine etwas unsicher vorgetragene, aber berechtigte Frage, wie s mit der Vorfahrtsregel „Rechts vor Links“ aussieht, da Linksverkehr, erntete ich ein Schmunzeln von Wooli, der bald seine 70000 km auf indischen Straßen geblubbert ist, : „der Größere und Schnellere hat Vorfahrt“ .
Abend s noch ne original Chevignon Motorradjacke auf dem Schwarzmarkt für 1 € 50 erstanden, wohl irgendwo vom Laster gefallen, und dann am nächsten Morgen um 6 Uhr noch vor beginnendem Verkehrschaos raus aus der Stadt . Ein Minikompass, den ich mir in einen Ring einarbeiten ließ, leistete dabei sehr nützliche Dienste, da die meisten Hinweisschilder in hindi Schriftzeichen sind. Die erste Kreuzung, über die ich bei grün rüber bin, wär ich fast von einem Lkw erwischt worden, der halt bei rot rüber ist; also das mit dem größer und schneller hab ich jetzt verstanden.
Die ersten Meter auf der Autobahn dann mal ausprobieren, was so in meiner neuen Ennie steckt, und den Gashahn bis zum Ende aufgedreht, wow da geht ja echt was .

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Aber schön vernünftig bleiben, denn auf so ner indischen Autobahn is alles unterwegs was sich bewegt, und zwar auf jeder Spur in jede Richtung, Rollstuhlfahrer, Ochsenkarren, Kamele, Kühe, Hunde, Büffel, Fahrräder, querende Fußgänger Busse und völlig überladene Lkw's, deren meiste Fahrer ständig im Opiumrausch sind, und falls es eine Abkürzung ist, eben auch in die Gegenrichtung als Geisterfahrer, ganz normal und selbstverständlich. Links und rechts der Straße sieht man dann das Ergebnis dieser Leichtfertigkeit, überall umgestürtzte Lkw's und deren weit verstreute Ladungen. Da macht man sich schon so seine Gedanken, und als ob der erste Tag in Richtung Rajastan nach Puschkar, mir zeigen wollte was alles geht, musste ich auch noch Zeuge werden, wie sich ein Lkw-Fahrer aus dem Staub machte, nachdem drei in leichtes Tuch gehüllte Inder ohne Helm auf einem Bike unter seinen Laster geraten sind.
Wollte Erste Hilfe leisten, und gleich der nächste Schocker, man hielt mich mit der Begründung davon ab, daß dies in Indien nicht üblich sei, um keine Gerichtsverfahren wegen Fehlbehandlung auf sich zu ziehen.
Puuhh, hatte abends in Puschkar einen ziemlich brummenden Kopf und Schmerzen in den Oberarmen, da den ganzen Tag lang voll verkrampft gefahren. Die Nachricht im Hotel von mehreren jugendlichen Motorradfahren, die am Tag zuvor beim Zusammenprall um s Leben gekommen sind, rundete diesen Tag so richtig ab, konnte die Zeichen aber nicht so recht deuten; soll ich mein Vorhaben aufgeben, oder einfach nur vernünftig und vorsichtig weiterfahren ?!
Habe mich natürlich für 2. Variante entschlossen, und da es in Rajastan im Januar noch empfindlich kalt ist, so daß ich mich Unterwegs immer wieder an kleinen Feuern, die von Einheimischen überall am Straßenrand mit Plastikmüll am Leben gehalten werden, wärmen musste, setzte ich meine Reise bald in Richtung Süden fort, ohne all zulange im wunderschönen Puschkar zu bleiben.
Überrascht von dem super Highway, der in Perfektion und Sicherheit deutschen Autobahnen in nichts nach stand, ging's von Ajmeer in Rajasthan über das zauberhafte Udaipur bis Gandhinagar in Gujarat. Die fast neue Straße windet sich 500 km kurvenreich und völlig verkehrsarm durch eine wüsten ähnliche Landschaft, die mich mit ihrer roten Farbe und den bizarren Gesteinsformationen an die Grand Canyons in den USA erinnerten, Tierherden und immer wieder kleinere Siedlungen, da kam schon etwas Easy Rider Feeling auf.
Doch all zulange sollten diese paradiesischen Zustände nicht anhalten, denn proportional zur zunehmenden Verkehrsdichte nahm die Temperatur zu, und ab Gandhinagar brachen LKWs, Busse und alles Andere was fahren kann aus allen Richtungen, einem Wolkenbruch gleich, in völlig überlastete Straßen herein. Auf einer Strecke von 200 km in Richtung Bombay eine Baustelle nach der anderen, und eingekeilt zwischen Trucks auf Auspuffhöhe und Schwaden von dicken heißen Dieselrußwolken bei Schrittgeschwindigkeit, gleicht das ganze eher einer Hölle. Man war ich froh in Deutschland im Baumarkt noch die beste und teuerste Atemschutzmaske mitgenommen zu haben ! Abends war die Fratze schwarz.
Auf alle Fälle machte sich der, schon in niedrigen Drehzahlbereichen durchzugsstarke, 350 cc Lean Burn Motor beim Überholen gut, wo Geschwindigkeit ein Sicherheitsplus ist.
200 Km vor Bombay wieder die absolute Traumstrecke gewesen, in Poona nochmal den Ashram angeschaut, ein Tag geblieben, dann weiter ( Sehnsucht nach Strand, Palmen und Sonne ) bis Panjim von wo aus eine interessante Abkürzung ( 70 km ) nach Goa geht.
Am Anfang nur ein etwas besserer Feldweg, aber dann kommt man vom Hoch Plateau, durch nicht enden wollende Abfahrt, wo ich's dann nicht lassen konnte meine Kamera auf den Benzintankdeckel zu montieren und zu Filmen, in immer Tropischere Vegetation .
Bin die 2500 km von Delhi in 5 oder 6 Tagen gefahren , allerdings von Sonnen-auf - bis Untergang, macht einfach süchtig, aber Nachtfahrten hatte ich bis dahin meistens vermieden, da der Gegenverkehr rücksichtslos aufblendet, und auf der Hinterseite oft weder Rück- noch Bremslicht zu finden ist.

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Und doch, die Inder sind ja so unverschämt Charmant, es macht immer wieder Spaß, mit ihnen ins Gespräch zu kommen oder einfach nur zu scherzen, und manchmal einen Humor entdeckt der einen noch Tage danach schmunzeln lässt. In Arambol ( Nordgoa ) hat sich bis auf den Banjentree ( in Hippie Kreisen einschlägig bekannt ) in den letzten 20 Jahren alles verändert, von einem verschlafenen Fischerdorf mit 3 Restaurants und einem Shopp, in eine Mega Touristenmetropole. Allerdings noch verträglich, da keine Betonburgen, sondern einfache aber viele kleine Guesthouses, Shop s und Strandrestaurants.
Hab dort Karneval gefeiert, mächtig Technobeat und heiße Kostüme, dann am Strand geschlafen. Der schönste Platz für mich in Goa ist aber immer noch der Sweetwaterlake direkt am Meer, mit interessantem Dschungelpfad, rauf zum „Holy Banjentree“, wobei der Süden Goas natürlich auch mit einigen Traumstränden wie z.B. Palolem und Agonda aufwarten kann. Allerdings reiht sich auch hier km lang ein Restaurant und Hotel ans andere, aber Gott sei dank, eher im Robinson Crouso Stil mit viel Bambus und so.
Und wo sich früher die Drogenfreaks aus dem Westen mit billigem Stoff zu gedröhnt haben, tummeln sich heute überall die Russen und lassen sich gut einschenken.

Gokarna, kurz unterhalb von Goa, ist wirklich noch ein Geheimtipp, wo man hauptsächlich Pilger und Hippies antrifft, es absolut schöne noch nicht überlaufene Traum Strände gibt, und die Fischer noch vom Fischfang leben .
Danach ging meine Tour weiter nach Hampie, 350 km ins Landesinnere in noch nie gesehene Landschaften aus großen und kleinen Steinen, Felsen und uralten Tempeln. Auf dieser Strecke wird auch ein Großteil des Eisenerzes für China per Truck an die Küste gefahren, und bot mir alle paar Km Fotomotive verunglückter Transporter.
Und als ich so friedlich über die Landschaft dahin blubberte, kam mir doch irgendetwas so bekannt und vertraut deutsch vor, obwohl ich es noch nicht recht deuten konnte, irgendeine Veränderung in der Atmosphäre, riefen heimatliche Gefühle hervor. Es dauerte auch keine 5 Minuten, bis sich über mir der erste Regen seit Monaten sturzbachartig ergoss, mich völlig durchweichte, dann aber genauso schnell wieder verschwand, mich entstaubt und verdutzt zurück ließ.
Am Abend noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichte ich Hampie, und konnte mir noch ein preiswertes Quartier, und meiner Enfield einen sicheren Parkplatz besorgen. Ein pfiffiges Kerlchen von vielleicht 12 oder 13 Jahren, mit eigenem kleinem Zweiradverleih, nahm sich der Beaufsichtigung für ein paar Rupees voller Stolz an, denn man muss wissen, daß eine auf deutsch gepflegte indische Royal Enfield, auch bei Indern noch stets liebevolle Bewunderung hervorruft, zuweilen aber auch neidisches Verlangen.
Hier Leben auch 3 der Langzeit Indienfreaks, die im Film „Hippie Masala“ , porträtiert worden sind, u.A. der holländische Maler Robert , den ich aufgesucht habe, und Meera, die plötzlich beim Fotografieren vor meiner Linse aufgetaucht ist. Da aber gerade mein Akku leer war hat sie mich in ihr absolut idyllisches zu Hause eingeladen. Der Dritte war wohl so ein Pseudo Saddu ( Heiliger ), der aber gerade in Goa im Krankenhaus war, wo er nun die Rechnung für Jahrelanges Schillumrauchen bezahlte.
Hampie also ein absolutes Muss für Südindien Reisende, für längere Aufenthalte empfehle ich aber die ruhigere, andere Flussseite.

Nach einer Woche zog es mich nun wieder weiter, um Keralla mit seinen Backwaters, Kokuspalmenstränden, Gewürz- und Teeplantagen, kennen zu lernen.
Alles in allem auf dem Motorrad gerade noch auszuhalten, aber sonst voll tropisches Klima.
Die Küstenstraße selbst, war für meinen Geschmack zu überfüllt mit kleinen Städten und dem entsprechendem Verkehr, zu viele Palmen, eigentlich nur noch Palmen und Bananenstauden.

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Aber dennoch sind Cochin, Varkala und Kovalam hervorzuheben, die spezielle südindische Küche und die vielen Aryuvedaangebote.
Und wenn im Reiseführer eine Warnung von gefährlichen Unterwasserströmungen drin steht, sollte man dies auch ernst nehmen, und nicht wie ich, in Kovalam nach den allergrößten Wellen Ausschau halten, denn eine davon war definitiv zu groß. Bin dreimal hintereinander auf den Grund gezogen worden und wie im Schleudergang der Waschmaschine auf Waschechtheit geprüft worden, Puh.

Und dann war sie da, mit ihrer über 50 m Hohen Statue von König Bhimsha, die Südspitze Indiens, Kanja Kumari, ein wichtiges Etappenziel meiner Umrundung.
Eigentlich nichts sehr Späktakuleres hier, außer ein Gedenkschrein für Ghandi, dessen Asche man von hier in alle drei Meere streute, der Statue, einigen Tempeln, die es aber überall in Indien gibt, und den tausenden von indischen Pilgern, die wie ich den Sonnen-auf - und Untergang bewunderten.
Und doch überkam mich eine seltsame Stimmung, eine Mischung aus Stolz vor meiner eigenen Leistung, und Ehrfurcht vor dem Land, dessen alte Kultur mich so in Bann schlug, dessen Menschen mich immer wieder aufs neue faszinieren. Und auch wenn ich selber an keinen dieser vielen Götter glaube, bin ich doch immer wieder sehr von dieser tiefen Religiosität und gelebten Hingabe angerührt.

Ein bitterer Beigeschmack sind leider immer wieder schlimme Motorradunfälle, und die Art und Weise, wie mit den Opfern umgegangen wird, d.h. ohne Erstbehandlung an allen Vieren mangels Bare, hinten in einen Minibus hinein gehievt.
Mein Schutzengel musste hier wirklich schwitzen und Sonderschichten einlegen, aber vor allem vorausschauendes Fahren ohne Übermut, mit den Fehlern Anderer rechnend, war hier angebracht.
Für Ausländer gilt, sie haben immer Schuld, da mehr Geld , und was Lünchjustiz hier in Indien heißt, habe ich auch schon beobachtet.

Immer wieder habe ich den Ratschlag bekommen, im Fall der Fälle, wenn irgend möglich Fahrerflucht zu begehen, erst recht wenn Personen zu Schaden gekommen sind, es sollen schon Leute von der Aufgebrachten Menge erschlagen worden sein, crass.

Die Landschaft zurück in Richtung Norden entlang der Westgats war atemberaubend schön, und ich bereue es nicht, ganz kleine Straßen durch Naturschutzgebiete mit wenig Verkehr gewählt zu haben, so daß ich immer wieder vor Freude eine Gänsehaut bekommen habe, wo die Ebene die Berge umarmt, die Wolken ihnen einen Hut aufsetzt, und immer wieder von Seen und anderen Naturschönheiten geschmückt wird.
Tierherden inmitten unberührter Natur weidend, und außer ein paar einfachen Lehmhütten, nur Natur pur, fast könnte man sich irgendwo in der afrikanischen Savanne wähnen.

Nach 2 Monaten und 5000 Km auf dem Motorrad kam ich an einem Ort namens Kodaikanal auf 2200 m Höhe in Südindien
( Tamil Nadu ) an, wo es mir so gut gefiel, daß ich länger blieb.
Schon die Auffahrt hatte es in sich, kurvenreich schlängelte sich mein Weg in immer frischere Regionen, und verlangte einem dabei alles Fahrkönnen ab, da ein typisches Merkmal indischer Straßen ist, genau in der Kurve verdreckt und versandet zu sein.
Hatte einen Hamburger Jung kennen gelernt , der schon seit 8 Jahren in Indien lebte und sich hier gleich eine halbe Bergspitze gemietet hat.

Er lud mich ein hier zu bleiben , und so habe ich mein Lager in den Ruinen aufgeschlagen, die Zeugnis einer Auseinandersetzung zwischen Staatsmacht und illegaler Bebauung waren, und schaute von meiner Terrasse auf Wolken herunter, die sich immer wieder durch unser Camp geschlichen haben, ein Blick wie aus dem Flugzeug in Traumhafte Landschaft.
Mein Companion Mario war gelernter, excellenter Koch, in seinem Wohnmobil hatte er alles dabei, und endlich kam gesunde Abwechslung in meine Ernährung. Er machte hier sein Vorbereitungstraining in Mui Thai ( Thai Boxen ), und spekulierte auf mich als Trainingspartner. Doch es sollte anders kommen.

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Mein Zelt hatte ich in einer Bauruine an einer Bergkante aufgeschlagen und wähnte mich in trügerischer Sicherheit, da ich eine Betondecke über mir hatte; Ringsherum aber waren keine Wände sondern nur der offene Blick auf eine 2000 m tiefer liegende Ebene.

Das aber genau in dieser Nacht, der Zyklon, der in Burma tausende von Opfern gefordert hatte, los schlug, konnte ich nicht ahnen.
Der Wind blies den Regen waagrecht unter das Dach und ich hatte Mühe das flatternde Zelt festzuhalten und musste mir im Innern eine Insel aus Isomatten bauen, so daß meine Ausrüstung nicht völlig durchnässt wurde, an Schlaf war natürlich nicht zu denken. In der Annahme, daß dies wohl eine außergewöhnliche Wetterkapriole war, bereitete ich mich auf die nächste Nacht vor, in dem ich die Zeltstangen mit schweren Steinen fixierte und die ganze Konstruktion in eine windgeschütztere Ecke verlegte. Und so musste ich dank meines etwas naivem Optimismus noch eine Nacht in meinem Zelt durch die Hölle fliegen, denn Sturm und Regen waren noch heftiger wie in der Nacht zuvor, und das einzige was mich erheiterte, war das Schmunzeln über meine eigene Dummheit, aber immerhin meine Konstruktion hielt Stand, allerdings nicht dem Wasser von unten.

Den nächsten Tag dann bei Mario im Wohnmobil verbracht, der Sturm ließ die Karre auf schaukeln und der Regen klatschte, wie Wellen auf hoher See, gegen die Scheiben, was den Hamburger natürlich zum entfesseln jeder Menge Seemannsgarn inspirierte.
Gesellschaft leisteten uns noch ein anderer Deutscher, ein deutscher Schäferhund und eine selbstbewusste, charmante, witzige und wunderschöne Inderin, die hier einen Brake vom Bollywoodtrubel in Bombay machte. Sie war Schauspielerin und wir mutmaßten, nicht nur ein kleines Sternchen, worüber sie sich aber ausschwieg.

Eine rauchende Inderin die mit 3 Deutschen im Wohnmobil Rum trinkt und bis in die Morgenstunden feiert, war auch für mich eine neue Erfahrung. Das Unwetter hielt sich knapp drei Wochen.....................................man lernt sich kennen.
Umso schöner waren die ersten Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung, da der Regen, die sonst zu dieser Jahreszeit sehr diesige Atmosphäre, rein gewaschen hatte, und den Blick auf die südindische Tiefebene freigab.
Es hatte sich gelohnt aus zu harren, und ich blieb noch weitere 5 Wochen, andere Deutsche die ich hier kennen lernte, blieben schon 20 Jahre in diesem wunderschönen klimatisch angenehmen Landstrich voller Eukalyptusbäume und wilder Tiere, wie dem Bison, das hier immer wieder für eine Menge Aufregung sorgt.

Es sollte noch eine Weile vergehen, ehe ich dieses Urviech, daß nur fälschlicher weise als Bison bezeichnet wird, zu sehen bekam. Männliche Gouts werden bis zu 3,5 Tonnen schwer, und durchbrechen ohne weiteres Mauern und Stacheldraht, sehr zum Unmut der ansässigen Bauern und Gärtner.
Und da die Region Kodaikanal auf einer Höhe von 2200 m liegt, kommt es nicht selten vor, daß man sich im dichten Nebel der Wolken, insbesondere bei Nacht, etwas unbeholfen seinen Weg bahnen muss, und ein beliebter Zeitvertreib ist es dann, von unheimlichen Begegnungen mit diesen Tieren zu erzählen.
Das Erste sah ich dann tatsächlich mitten in der Nacht bei Regen und Nebel, das heißt, ich hörte es erst am ungewöhnlich lauten schnauben, und konnte auch nur einen Schatten in ca.10 m Entfernung ausmachen. Das zweite Mal war es auch erst ein Geräusch, als nämlich mit poltern meine Steinskulpturen, die ich vor meinem Haus errichtet habe, zu Boden gingen, und anschließend der Kopf eines mittelprächtigen Gouts durch die offene Tür in die Küche lugte.

Kurzes, schwarzes, glänzendes Fell, einen Körperbau, wie den der stärksten Jung's vom Fitnesscenter nach einer Anabolikakur, zu dem der liebe Gesichtsausdruck so gar nicht passen mochte, und fast zum kuscheln einlud.

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Die dritte und letzte Begegnung war dann bei einer Wanderung alleine im Wald gleich mit einer ganzen Gruppe von 10 – 15 „Bisons“ . Der Herden Chef gab mir auch recht deutliche Zeichen mit drohenden Kopfbewegungen, den 10 m Mindestabstand nicht zu unterschreiten, und ausgerechnet heute hatte ich keine Kamera dabei.

All die schönen Motorradausflüge hier in der Berggegend machten mir wieder Mut meine Reise auf dem Bike fortzusetzen, denn den hatte ich zeitweilig echt verloren, und mir ernsthaft überlegt das Motorrad wieder zu verkaufen. All die Horrorstories von Anderen und das, was man selber zu Gesicht bekommt, nicht ganz so leicht für eine zart beseitete Künstlerseele wie mich.
Ich konnte auch noch nicht wissen, daß ich verkehrstechnisch gesehen, den schlimmsten Teil, die Westküste, schon hinter mich gebracht hatte. So verließ ich denn Kodaikanal etwas schweren Herzens, wo ich anfing mich sehr sehr heimisch zu fühlen, und brachte mein Feuer der Neugier und Abenteuerlust wieder zum entfachen, indem ich mir kleine Straßen durch die Tee- und Gewürzplantagen von Munar aussuchte.

Phantastisch, Bikerlaune pur, kurvenreich mal durch Wolken über Bergkämme, wieder runter in riesige Anbauflächen, die mich irgendwie an japanische Zengärten erinnerten, und immer weiter runter, bis ich meine Befürchtungen zu spüren bekam. Es war immerhin schon Anfang Mai, und dies ist in Indien die heißeste Jahreszeit überhaupt, aber noch konnte ich mir meine Qualen mit den schönsten Naturschutzgebieten Südindiens versüßen. Unglaublich was ein Höhenunterschied von 2000 m ausmacht.
Mittlerweile also 40 – 45 Grad im Schatten, aber immerhin die Aussicht hier auf wild lebende Tiger zu treffen, aber bei meinem mittlerweile stark reduziertem Körpergewicht, brauchte ich mir nicht wirklich Sorgen machen, auf großes Interesse zu stoßen. Die Nummer mit dem Tiger kam erst später.

Gott sei dank hat man schützende Hände über diese wunderschöne Naturlandschaft gehalten, und so sind in Indien eine Vielzahl riesiger Schutzgebiete entstanden, wo Menschen nun sehen dürfen wie die Welt ohne unser Zutun einmal ausgesehen hat. Dabei geht einem das Herz auf, und man möchte soviel davon in sich aufnehmen wie möglich, denn nicht alles lässt sich Photographieren, nicht der Duft der Blumen und Sträucher, nicht die Stille, nicht die Geräusche wilder Tiere oder meiner gezähmten Royal Enfield Bullet, und nicht der Wind, der einem warm umschmeichelt.
Kein Hotel oder Guesthouse mehr gefunden und mit Anbruch der Dunkelheit blieb nur die Outdoorvariante, Bike im Dickicht aufgebockt, Isomatte auf Tank, Motorradjacke auf Lenker, Füße auf's Gepäck, Arsch da wo immer und das Ganze noch mit Moskitonetz drapiert.....gute Nacht sagten da die Sternlein.

Auf dem Boden hätte ich mit Sicherheit ein paar Stunden mehr geschlafen, aber zu viele Riesenameisen, und ich weiß auch nicht ob ich so cool auf Schlangen reagiert hätte.
Die nächsten Tage und Wochen in Richtung Norden unterwegs, war's doch ganz schön heiß, es hatte zwar zum Vorteil, daß die große Masse des Lkw Verkehrs nachts fuhr, aber 45° im Schatten und drüber fühlen sich in der Sonne über'm Asphalt bei 80 km/h an, wie vorm Heißluftföhn auf Stufe fünf, puuh. Beim parken sinkt der Ständer in kurzer Zeit in den weichen Asphalt ein, und wenn man nicht rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreift, macht s plums.

Die heiße Luft fängt so dermaßen auf der Haut an zu brennen, daß man Stiefel und Handschuhe tragen, und das Gesicht mit Tüchern umhüllen muss.
An den Brunnen dann die ganze Verpackung richtig mit Wasser getränkt, 5 min herrlich frisch, nach 10 war alles wieder trocken. Hab versucht morgens früh um fünf schon los zu fahren, und in der größten Mittagshitze von 1 – 3 dann irgendwo im Schatten zu dösen. Vor allem aber habe ich die Abende mit ihren faszinierenden Sonnenuntergängen bis zum letzten Schimmer ausgekostet und bin gefahren. Diese Farbenpracht am Himmel entschädigt wirklich für alle Mühen des Tages, und man macht sich das große Glück, daß einem zuteil wird, wieder bewusst.

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Und eines Tages dann ein wohl bekanntes Wummern in der Luft hinter mir, kam doch ein Israelie auf ner Enfield daher geknattert, überglücklich endlich wieder nach Wochen ein westliches Gesicht zu sehen, bei ner kühlen Cola lernten wir uns kennen, und da wir die gleiche Richtung hatten, setzten wir unseren Trip die kommenden Wochen gemeinsam gegen Norden fort.

Inder sind wie Kinder, hört man oft von westlichen Travelern, und das kann ich nur bestätigen, was sie einerseits zwar liebenswert macht, jedoch gepaart mit ihrer penetranten Kontaktfreudigkeit zuweilen auch ganz schön anstrengend. Am liebsten hängen sie aneinander wie kleine Äffchen, lachend und Schabernack treibend, westlichem Individualismus und Einzelgängerei völlig fremd, was mir oft die Frage, ob ich denn ganz alleine Reise, einbrachte.

Die Sorgenfalten schlugen dann aber meist recht schnell in verschämtes Lachen um, wenn ich kess antwortete, daß ich platzsparend meine aufblasbare Freundin im Gepäck habe.
Neben immer wieder den gleichen Fragen wie „what's your name“ , oder „where are you from “, die ich mit gebetsmühlenhafter Monotonie und Geduld beantwortete, nervte es mich ganz besonders, wenn ich bei einem Zwischenstopp auf einen Chai, sofort von 5 – 10 Leuten umlagert wurde, und 50 – 100 Finger völlig arglos am Bike entlang grabbelten und den frisch polierten Chromtank mit einer Fett- und Schweißspur überzogen.

In Vishakapadhnam ( Andra Pradesh, Ostküste ) mal wieder draußen am Strand geschlafen, und das Moskitonetz zwischen den Bikes aufgehängt, wohl behütet von einer Sippe großer und kleiner Schweine. Ein Hotel wäre raus geschmissenes Geld, denn bei den derzeitigen Temperaturen waren sämtliche Räume so aufgeheizt, daß man sowieso nur unter freiem Himmel schlafen konnte, es sei denn man leistet sich AC Room, (Aircondition) .
Zwei Tage später Ankunft in Puri (Orissa), eine der super heiligen Städte der Hindus, da stehen die größten Bildgestalten von Jaganath, für Westler leider kein Zutritt, aber dennoch lud uns das ehemals kleine Fischerdörfchen zum Verweilen ein, denn ich erinnerte mich von meiner letzten Indien Reise noch an dieses alte und preiswerte Hotel im Kolonialstil,: „Sagar Sakket“ .

Zwischen Hängematte im luftigen Schatten der Terrasse und dem Meer, nur etwa 50 - 100 m, in denen sich eine Fischersiedlung erstreckte, so daß sich die Stimmen spielender Kinder mit dem Rauschen der Brandung mischte und zu uns herüber drang.
Die entspannenden Tage am Meer, wohl wissend, daß es die letzten an der Küste waren, in vollen Zügen auskostend, verflogen schnell.

Mein Companion allerdings entspannte sich mit zu viel Hochprozentigem, und irgendwie hatte ich das Gefühl, daß er seine Zeit als hohes Tier bei der israelischen Armee noch nicht so ganz verarbeitet hatte, so beschloss ich meine Reise alleine fortzusetzen.

Durch Orissa mit seiner noch völlig ursprünglich und traditionell in Lehmhütten lebenden Bevölkerung, gab's natürlich jede Menge Fotomotive, und die ersten erfrischenden Überraschungen von oben, sorgten für kühlende Abwechslung, da sich der Monsun um gut einen Monat verfrüht hatte.
Meine nächste Station war Bodh Gaya in Bihar, wo einem Prinzensohn nahmens Sidharta, unter dem Bodhi Baum die Erleuchtung in den Schoß viel, und seither als Buddha der Erwachte bekannt ist.

Ich erwachte an meinem Geburtstag morgens um halb fünf. Wieder einmal musste ich im Wald in schon beschriebener Outdoorvariante campieren, als ein Farmer und ein Junge, mich neugierig betrachtend, mit einem alten Transistorradio die Stille des frühen Morgens durchbrachen.
Mit ungenierter Miene sah man mir bei meinen morgendlichen Verrichtungen zu, und es entging ihnen sicher nicht das geringste Detail, bis ich schließlich die Maschine zum Laufen gebracht hatte, und davon brauste.
So kam ich bei Zeiten los und in Bodh Gaya an, und konnte meinen Geburtstag im Schatten des Bodhi Baumes verbringen, am Abend sogar noch von tibetischen Mönchen zu einem Festmal eingeladen worden.

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Und so wie der Tag anfing, sollte er auch aufhören, nämlich mit Musik, und zwar von einem uralten Sadhu mit Trommel im Innenhof einer Tempelruine, den ich allerdings erst mit etwas Alkohol stimulieren musste.Typisch indisch, der Brunnen im hinteren Teil des Hofes, 90 Fuß tief und ohne Abdeckung oder Mauer. Und gerade da ist an diesem Tag ein Kind hinein gestürzt, doch wie durch ein Wunder fast unverletzt geblieben, unglaublich bei 30 m mehr oder weniger freiem Fall.
Aber die Zeit drängte, denn der Monsun drohte, und nach ein paar Tagen Aufenthalt, ging's dann weiter auf der Autobahn nach Benares, auch Kashi oder Varanasi genannt.
Bisher hatte ich ja schon so einiges an gefährlichen Verkehrssituationen gemeistert, Pfützen, die plötzlich Knietief wurden, fast Kollisionen mit Hunden und Kühen gehabt, von überholenden Trucks, die sich selbstverständlich meiner Spur bemächtigten, in den Acker geschickt worden, aber dies hier war bis dahin der Gipfel. Als ich nämlich hinter einem Truck fuhr, der gerade links rüber zog und ich zum Rechtsüberholen ansetzte, kam mir im selben Augenblick eine geisterfahrende Rikscha mit voller Geschwindigkeit entgegen, und nur dank blitzschneller Reaktion von beiden Seiten, kam es nicht zum Unfall. Mein Gott, haben mir die Knie geschlottert, und den Typen, den hätte ich am liebsten eigenhändig erwürgt, so eine Wut hatte ich.
Benares, wo ich schon so viele Monate zugebracht habe, um Musikunterricht für Sitar zu nehmen, ist für mich schon fast wie eine zweite Heimat geworden, und am besten ich lasse meine Bilder erzählen. Allzu lange war mein Aufenthalt diesmal nicht, ein paar Bekannte und Lehrer aufgesucht, und weiter, denn die Visums Verlängerung in Kathmandu duldete keinen längeren Aufschub.

Also weiter in Richtung Norden, und daß der Monsun schon ab und an gegrüßt hatte, merkte man daran, daß eine ungeheure Vielzahl an Insekten jeglicher Größe und Bauart, unterwegs war.
Da ich mir auf der Karte möglichst kleine Landstraßen ausgesucht habe, war die Fahrt höchst abwechslungsreich, und bei Dämmerung erreichte ich dann endlich den Grenzübergang nach Nepal.

Ein mit Bambusstange und zwei Soldaten bewachtes Schlammloch sah zwar nicht ganz nach Grenze aus, auch weil keiner von den vielen Passanten kontrolliert oder gar aufgehalten wurde, aber doch, ich hab s geschafft, meinte ich.
Nein für Touristen ist das kein Grenzübergang hieß es, da es kein Registration Office gibt, ich solle doch bitte noch 50 km weiter fahren, da sei ein offizieller Übergang.
Gefühlt waren es dann aber mindestens 100 km da die Ministräßlein bis dort hin gar keinen oder nur ganz schlechten Belag hatten, und mit Schlaglöchern übersät waren. Außerdem war es mittlerweile finster, und abermillionen von Insekten tanzten ihren Reigen um mein Scheinwerferlicht. Es vergingen sicher noch 2-3 Stunden, bis ich mein müdes Haupt in ein verlaustes Kopfkissen einer runter gekommenen Fernfahrer Spelunke nahe der Grenze, senken durfte. Der übliche Notstromgenerator war aber so laut, daß ich mich schon bald auf's Dach flüchtete, wo mich dann am nächsten Morgen, sanfter Regen aus meinen Träumen mit Monsterinsekten, erwachte.

Am Grenzübergang hat mich kein Mensch aufgehalten, bin einfach durchgefahren, und habe mich schon gefreut, die Visa und sonst was für Gebühren gespart zu haben, aber ohne Einreisestempel im Pass hätte ich sicher ziemliche Probleme ein neues Visum für Indien zu bekommen, und so besann ich mich, und fuhr brav an den Grenzposten, bezahlte Visagebühr zwangsweise in Dollar mit miesem Tauschkurs, und den 100 Nepal-rupees/Tag Steuern für das Motorrad, allerdings nur für 7 Tage.
Verwundert über das geringe Verkehrsaufkommen fuhr ich durch die herrliche Tiefebene mit den vielen Reisfeldern, ausgedehnten Waldstücken, und dem majestätischem Himalaya zu meiner linken. Ungewohnt sauber und grün mit Büffeln, die überall das Gras gleichmäßig kurz, wie auf einem Golfplatz hielten.
Fast nur Radfahrer auf der einzigen Hauptstraße zu sehen, machte mich dann aber doch recht stutzig, und als ich dann die verwaisten Tankstellen sah, kam mir ein übler Verdacht, kein Sprit in ganz Nepal !

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Meine Vorräte beschränkten sich auf ein paar cm , die den Tankboden bedeckten, so daß ich mich zu Letzt an die Polizei wendete. Einen ganzen Liter nach 30 minütiger Verhandlung, immerhin, der reichte aus, um nach Indien über die Grenze zu gelangen, und mich mit einer Tankfüllung und zwei vollen Kanistern auszustatten. Anstatt mich bei der Einreise aufzuklären, hatten die nichts besseres als meine Dollars im Kopf, wenn sie überhaupt etwas im Kopf hatten, sorry, aber ab und an ging mir schon mal ganz schön der Hut hoch.

Noch am selben Abend tauchte die Straße mit mir ein, ins unermessliche gigantische Himalaya, und da war es dann wieder, das Gänsehautfeeling, berauscht von Naturschönheiten und aller Ärger war vergeben und vergessen. Mit der Abendsonne im Rücken ergaben sich die bezauberndsten Motive für die Kamera, doch wollte ich den Fluss des Erlebens nicht zum stoppen bringen, und verzichtete auf das Festhalten der Bilder, bereute es aber später ein wenig.

Der nächste Tag fing mit Monsun an, und endete im völligen Verkehrschaos von Kathmandu, schlimmer noch als alles, was mir bis dahin aus Indien bekannt war.
Meine Shantie habe ich hier in Kathmandu von Meisterhand mit allem verwöhnt was sich so ein Arbeitstier nur wünschen kann. Den Öl-, Bremsbelag - , Ketten-, und Zahnradwechsel hat sie sich nach über 10 000 km redlich verdient. Richtige Supermärkte wie in Europa gab's hier, herrlich, alles zu kaufen, zu europäischen Preisen versteht sich. Eine ausgiebige, gekonnte Massage rundeten das Verwöhnprogramm für meinen strapazierten Körper ab.

Und so stieg denn in mir die Vorfreude, bis ich mein Visa in Händen halten würde, und dem Höhepunkt (im wahrsten Sinne des Wortes) meiner Reise entgegen steuere, und über Westnepal rauf nach Manali über die höchsten Pässe der Welt (über 5000m ) nach Ladakh fahren werde.
Neben den schönen Seiten so einer Reise, entging einem natürlich nicht das Leid , mit dem sich so viele Menschen rum schlagen, in Kathmandu fiel einem die hohe Zahl an verwaisten Kindern auf, die zum Teil völlig heruntergekommen, sich selbst überlassen waren. Viele Familien sind während der kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Maoisten zerbrochen. Bin von Jemandem der ein Waisenheim leitete gefragt worden, ob ich nicht Lust hätte, mich dort zu engagieren, ja das hätte ich gewiss, aber mein Plan war für dieses Jahr doch ein anderer. Aber ich komme wieder, sicher .

Es waren immer noch tausende von Soldaten in der Stadt, die alle wichtigen Stellen kontrollierten, und einmal wurde ich Zeuge eines bewaffneten Konflikts, der sich dank der Militär- u. Polizeipräsenz aber schnell und unblutig auflöste.
Vom Visumantrag bis zum Stempel im Pass können bei all den Hürden und Hindernissen locker eine Woche und mehr vergehen, die Stunden auf der Bootschaft jedoch sind von Kurzweil geprägt, denn hier trifft man sämtliche Langzeittraveler aus der ganzen Welt, und an Gesprächsstoff mangelt es nicht.

Ein Österreicher z.B. der mit dem VW-Bus den Landweg über Iran und Pakistan gefahren ist, gab mir den Tipp, in Himachal Pradesh das einmalige Spitivalley mit seiner tibetischen Kultur, seinen einmaligen Klöstern und Landschaften zu passieren.
Kathmandu selbst bietet auch jede Menge Möglichkeiten der Zerstreuung, angefangen von den unzähligen großen und kleinen buddhistischen und hinduistischen Schreinen und Tempeln, wo in manchen abends voller Inbrunst Gebetslieder, begleitet von Harmonium und Tabla, gechanted werden. Da war ich immer wieder ein gern gesehener Gast.
Aber auch das Nachtleben ist im Vergleich zu Indien wesentlich lockerer, Livebands in allen Musikstilen bewandert, Tanzkaffees von traditionell bis Disco, und die eher nervigen Angebohte von Schleppern zur käuflichen Liebe, machen dem Nachtschwärmer die Weile kurz.

Der Monsun machte mittlerweile jeden Abend für ein bis zwei Stunden ernst, und so brach ich zu früher Stunde über Pokhara nach Westnepal auf.

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Zu schön wäre eine Treckingtour hoch zum Annapurna gewesen, aber keine Chance, alles wolkenverhangen und ständiger Regen. Einen ganzen Vormittag fuhr ich im Nieselregen ohne Regenklamotten durch die Berge, um am Nachmittag die etwas trockenere Tiefebene zu erreichen .

Es scheint, daß dieses wunderschöne Land mit seinen vielen Dörfern ganz aus Lehm, Reisfeldern, die einem harmonischem Gesamtkunstwerk gleichen, und Menschen, die einem fröhlich grüßend entgegenkommen, von der modernen Welt, und ihren hässlichen Begleiterscheinungen, gänzlich vergessen wurde.
Die nepalesische Landschaft ist einfach schöner wie die indische, da viel sauberer, nicht so übervoll mit Menschen und Verkehr, vor allem aber nicht so Beton - und Industrie verseucht .

Hoffentlich wird der sogenannte Fortschritt nicht auch hier einmal brutal und voller Geldgier, alles Schöne zerstören und die traditionelle Lehmbauweise verdrängen.
Im Westen Nepals angekommen, lockte mich dann aber ein Schild, meine Reiseroute zu unterbrechen, denn laut Konfuzius ist schließlich der Weg das Ziel.
„Wildlive-sanctuary“ prangte darauf, mit der Abbildung von diversen wild lebenden Tieren .
Schon allein die Anfahrt zum Naturschutzgebiet war den Umweg wert, doch auch hier möchte ich die Beschreibungen den Bildern überlassen. Schönes Guesthouse gefunden und bald war klar, daß ich am nächsten Tag mit Guide ( ohne ihn ist es verboten ) frühmorgens um 6, eine Safarie in den Dschungel machen werde. Gesagt getan, bekam ich noch einige Verhaltensregeln mit auf den Weg, bevor's los ging. Zick zack rennen falls ein Rinozeross kommt, und auf einen möglichst hohen Baum klettern, falls ein Tiger noch nicht gefrühstückt hat.

Etwas mulmig war's mir schon, als wir so, nur mit Stöcken bewaffnet, durch meterhohes Gras schritten, und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, daß wir hier nicht ganz alleine waren.
Und da passierte es auch schon, von einem Baum aus stürzte sich ein Vöglein herab, durchschnitt die angespannte Stille mit seinem kreischenden Ruf, und es passierte doch nichts.
Nach einer guten Stunde Fußmarsch erreichten wir einen sicheren Ausguck, von dem man den nahen Fluss gut überschauen konnte, und es verging nicht viel Zeit, als ich etwas durch den Fluss schwimmen sah, schaute meinen Guide an und er war mindestens genauso außer sich wie ich, einen prächtigen, wahrscheinlich männlichen Tiger zu sehen.
Man muss wissen, daß es den Führern höchstens einmal im Monat gelingt, seinen abenteuerlustigen Kunden einen Tiger zu zeigen, und da war mir der Neid der später eintreffenden Touristen gewiss, die sich mit meinem Schnappschuss begnügen mussten.
Naja, und wie so meist kommt die Gefahr von da, wo nicht vermutet. Eine klitzekleine Giftspinne hat an mir ihren Kampfesmut erprobt und gezeigt, daß Sandalen nicht das geeignete Schuhwerk für den Dschungel sind.

Rinozerosse, Elefanten und jede Menge Rotwild rundete das Programm ab, und mit stolzgeschwellter Brust und giftgeschwollenem Fuß, traten wir bei untergehender Sonne den Heimweg an.
Bis zur Grenze war es nicht mehr weit, und über einen riesigen Staudamm ging's wieder rein ins Gewimmel und Gewühl von Indien. Dreckig, laut und stinkend, nervende Bettler, Scharen altersschwacher Sadhus und Pilger, aufdringlich neugierige Jugendliche, und überall kreischende Lautsprecher, die in Mickymausstimmlage im harmonischen Durcheinader mein Trommelfell attackierten, der ideale Ort, um sich bei einem Gläslein Chai ( Schwarztee mit Milch ) in Gelassenheit und Toleranz zu üben..............Ooooouuuuuummmm.
Aber Grund genug, um ohne längere Pausen über Deera Dhun nach Shimla in Himachal Pradesh, dem nördlichsten Bundesstaat, zu fahren. Durch Wald und Wolken, dem Monsun noch nicht entronnen, immer höhere Regionen erklimmend, konnte meine Shantie zeigen, was sie mit ihrem einzigen Zylinder zu leisten vermag, da sie wie alle Lebewesen auch vom Sauerstoff abhängt, und der mit der Höhe merkbar weniger wird.

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Und nur auf Grund der kraftvollen Zuverlässigkeit und Treue meines Motorrads, das mich bis dahin noch nicht ein einziges Mal im Stich gelassen hat, habe ich mich dazu entschlossen, eine lange schwere Route zu wählen, statt einer kurzen leichten, …..............Spitivaley.
Hinter Shimla noch einen amerikanischen Biker mit Sohn getroffen, der aus der Gegenrichtung, also aus Spitivalley kam, und mir noch so einiges Wissenswertes mit auf den Weg geben konnte.
Von abenteuerlichen Flussdurchquerungen war da die Rede, oder von Straßenabschnitten, die wegen Sprengungen nur zu bestimmten Uhrzeiten passiert werden konnten, aber auch davon, daß die Leistung des Motors ab 3000 m Höhe spürbar nachlässt.

In Rampur, einem kleinen Bergstädtchen, in dem ich Quartier bezog, hab ich es dann einem netten Wirt zu verdanken, daß ich ein Spiel der Europameisterschaft, Deutschland gegen ?,anschauen konnte. Die Übertragung fand um 12 Uhr nachts statt, und so blieben einige der im Restaurant Arbeitenden wach, um mit mir meine Begeisterung zu teilen, doch nicht allzu lange, denn irgendwann brach die Übertragung ab, weltweit, wie ich später erfahren habe.
Interessant war es an zuschauen, wie man sich in den untersten Kasten „Bettet“. So wurden kurzerhand sämtliche Bänke und Tische, von denen tagsüber gespeist wurde, zusammengestellt, und das darüber gelegte Tuch, stellte wohl die Matratze dar. Das diese Technik jedoch zur Heilung oder Vermeidung von Kreuzschmerzen führt, wird ein Schmerzleidender Luxuswestler sicherlich nie glauben wollen.

Der nächste Tag war recht schlammig und staubig, eine Großbaustelle für ein überdimensionales Wasserkraftwerk, sollte die Zukunft mit Strom und verschandelter Landschaft versorgen.
In Recong Peo war dann erstmal Zwangsstopp bis zum nächsten Tag, eine Sondergenehmigung für Spitivalley war fällig, und zwar mit Photo und allen möglichen Fragen, schätze mal wegen der Nähe zu Tibet also China, denn die Grenze verläuft in einigen Teilen nur wenige km von der Straße.

Zwei Kanadier und einen Belgier kennen gelernt, die die Tour bis rauf nach Leh in Ladakh mit dem Fahrrad vorhatten, wow, meinen Respekt hatten sie, denn immerhin führt die Strecke nicht nur einmal über Pässe mit mehr als 5000 m Höhe.
Der Zauber dieser Landschaft erschließt sich einem nur, wenn man bereit ist, km lange Schlammstrecken mit Wasserlöchern, oder 100te von km unbefestigter Schotterpisten mit tiefen Abgründen zu fahren, Hindernisse wie Sprengungen und Erdrutsche, die erst vom Bagger geräumt werden müssen, Flüsse, die nachmittags durch Schneeschmelze nicht mehr passierbar sind, in Kauf zu nehmen, alles in 3000 bis 5500 m Höhe.

Und da stand ich nun bei Zeiten, um noch bei relativ niedrigem Pegel den Gletscherfluss zu durchqueren, doch erst die ermunternden Zurufe einiger Straßenbauer ließen mich den Gang einlegen und etwas unbeholfen holperte ich über die großen und kleinen Steine am Grund.
Geschafft, dachte ich beim entwässern meiner Schuhe, aber das eigentliche Hindernis wartete nur wenige 100 m weiter auf mich, rückblickend war es das schwerste und gefährlichste der gesamten Tour.
Man stelle sich einen 500 m hohen senkrechten Felsen mit einer Straße vor, die sich wie die Rille beim Zahnhalskaries, am Fels entlang frisst, links, selbstverständlich ohne Leitplanke, der Abgrund, rechts der sich überbeugende Felsen, und genau an dieser Stelle einen Berg von Sprengschutt aus großen und kleinen Steinen.
Das Problem war, die auf Grund der Höhe um mehr als die Hälfte verminderte Leistung der Maschine, die immer wieder vorm erreichen des Scheitelpunktes ausging, und ich mich schon fast mit dem Gedanken trug wieder umzukehren, aber wieder zurück, durch den immer weiter ansteigenden Fluss, war auch nicht sehr verlockend.
So eingezwängt holte ich mit schleifender Kupplung, aufheulendem Motor, und genügend Anlauf zum ultimativen letzten Befreiungsschlag aus, schaffte es und wurde mit einer geteerten Traumstraße belohnt, die mit ihrer einsamen Schönheit für alles entschädigte.

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Kulturell befand man sich in Tibet , oder wie Tibet einmal war, buddhistische Klöster, Mönchen, die mit ihren Purpurnen Gewändern einen wohltuenden Kontrast zur kargen Steinwüste bildeten, und Menschen die sich mit ihrem zurückhaltendem Wesen, äußerst angenehm vom Inder unterschieden.

In vielen Klöstern verdienten sich die Mönche ganz Zeitgemäß ein Zubrot, indem sie mit Verpflegung und Unterkunft dienten, was einem die Möglichkeit verschaffte, tiefere Einblicke ins Klosterleben zu bekommen. Demjenigen der bereit war, früh aufzustehen, steht es offen, an der morgendlichen Meditation, Rizitation und Andacht der Mönche teilzuhaben, was ich natürlich nutzte und Filmte.

Auch die Hausbautechnik fand ich recht erstaunlich, da es mangels Brennstoff, und Wintertemperaturen von bis zu minus 45 Grad, einer guten Isolierung bedarf. Diesen Zweck erfüllten allein die etwa 40 – 50 cm dicken Wände aus purem Lehm. Die Flachdächer aus unterschiedlichen Ästen und Lehm allerdings, halten dem, seit dem Klimawandel immer öfter auftretendem Regen, in der ansonsten völlig trockenen Region, nicht mehr stand.

So habe ich mit bohrendem Finger entdeckt, daß nun Plastikfolien unter einer Schicht Lehm das Dach abdichten. Der Besuch von Dankhar - und Key Monestery oder der Abstecher ins Bezaubernde Pinvalley, gehörten zu den Höhepunkten dieses Teils meiner Reise.
In Kazza, dem größten Dorf hier, noch ein Spiel der Europameisterschaft angeschaut, und einen verrückten Typen kennen gelernt, der sich mit der günstigen Termik und dem Gleitschirm, nach dem 450 km entfernten Ladakh tragen lassen wollte.
Ein eher vernünftig und intelligent wirkender 65 jähriger Exlehrer aus England, um den ich mir eigentlich keine Sorgen machen musste, der tatsächlich mit seinem ganzen Gepäck startete, ich sah ihn nie wieder.

Auf den beiden letzten Etappen bis Manali war nur noch Schotterpiste, und kurz vor einer kleinen Ansammlung von Häusern kam sie dann doch noch, meine erste und letzte Panne, der Gaszug war gerissen und ließ den Motor aufheulen.
Gott sei Dank hatte ich mich in weiser Vorausschau noch mit einem Kupplungskabel ausgestattet, das zwar nicht passte, aber mit Nagelfeile und Steinen, passend gemacht werden konnte und nach 1 – 2 Stunden Frickelei in Staub und Sonne, lief meine Shantie wieder wie vorher, mit dem Unterschied, daß das Gas zurückgeschoben werden musste.
Den Gipfel des Kunzumpasses in wunderschönem Abendlicht erreicht, aber eine Abfahrt von 1000 Höhenmetern auf Schotterpiste und endlosen Serpentinen stand noch bevor.

Rumms, gerade konnte ich noch abspringen, als beim Versuch anzuhalten mein Fuß ins Leere trat, und sich die 200 Kg dem Boden näherten. Mein Fuß ein wenig eingequetscht, aber nicht schlimm, heftiger war es, das ganze Gewicht der Maschine gegen den Berg alleine und unter Sauerstoffmangel, wieder auf zu stemmen, was mir (inzwischen nur noch 54 kg wiegend ) auch nicht gelang. Erst als ich sah, daß hierzulande unersetzliches Benzin aus dem Tank ran, setzte ich in Asterixmanier unter Aufbringung meiner letzten Kraftreserven an, und brachte das Scheiß Ding wieder zum stehen.
Uff, bei Dämmerung erreichte ich noch die steinerne Übernachtungsstaion, bei der das gesamte Mobiliar samt der Betten aus Stein bestand, dem einzigen Material das hier in Hülle und Fülle zur Verfügung stand.
In dieser rauen und wilden Natur, die vom Rauschen des ungebendigten Flusses durchdrungen, und mittlerweile von einer äußerst frischen Brise erfasst wurde, bekommt eine Fernfahrerspelunke, die immerhin rund 20 Männern Platz bot, eine sagenhaft heimeliche Atmosphäre.

Die Dächer dieser einfachen Herbergen sind meist aus alten Fallschirmen, während die Mauern nur aus geschickt aufeinander gestapelten Steinen bestehen.

Einen netten Israelie kennen gelernt, der sich als Arzt natürlich mit Höhenkrankheit und anderen indientypischen Problemen gut auskannte. Und voll fast weihnachtlicher Vorfreude, warteten wir auf unsere heiße „ Maggie“, das sind die chinesischen Tütennudelsuppen, die es mittlerweile in den letzten Winkeln dieser Erde gibt.

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Als sich noch ein weiterer Israelie zu uns gesellte, gab's ausnahmsweise ein Tütchen mit feinstem Manalie Cream zum Nachtisch, wobei es sich ausgezeichnet erzählen und philosophieren ließ.
Die Etappe zum letzten Vorposten der Zivilisation, Manalie, stand bevor, und bei strahlendem Himmel starteten wir auf einer Strecke, die uns und den Bikes wieder alles abverlangte. Komplett Schotterpiste, wobei der „Schotter“ oft faust- bis handballgroß war, das heißt, für die Schönheit der Landschaft war nur während der Pausen Zeit, ansonsten 200 % tige Konzentration, ein Sturz bei dem Untergrund hätte selbst bei niedriger Geschwindigkeit und der Anwesenheit eines Arztes äußerst unangenehme Folgen gehabt.

Einer der heutigen Höhepunkte war die Durchquerung von 100 m Wegstrecke, die durch Schmelzwasser in einen rauschenden Fluss verwandelt wurde. Anschließend ging's rauf zum Rotangpass, der hier eine Art Wetterscheide bildet, und den vom Süden herauf kommenden Monsun am Weiterziehen hindert, normalerweise.
Und so gestaltet sich auch die Landschaft, nördlich des Passes karge Steinwüste, südlich von ihm erstreckt sich dann das grün sprießende, fruchtbare und bewaldete Kulluvalley. Noch nicht oben auf dem Pass angelangt, tauchten wir auch schon in dicke Regenwolken ein, und für eine halbe Stunde Stand ich zusammen mit ein paar indischen Straßenarbeitern unter meiner Notfallplane, während sich ringsherum alles in ein einziges Schlammparadies verwandelte.
Die Weiterfahrt mit Sichtweiten unter 3 m durch Schlammpfützen und zunehmendem Verkehr, gestaltete sich recht interessant, da Erdrutsche, die von Baggern Provisorisch zur Seite geschoben wurden, für größere Staus sorgten, mir aber die Möglichkeit zum vorbei Drängeln verschaffte.

Das Auftauchen aus den Wolken allerdings, beglückte meine Augen mit frischem Grün, üppiger Vegetation und ich genoss die endlose Abfahrt an der Spitze der Verkehrslawine.
Abend's, nachdem ich in Vashist ( kleines Vordorf von Manalie) Quartier bezogen habe, gab's nur noch ein Verlangen: Die heißen Schwefel Quellen...........OOOOaaahhhh.
Es wäre weniger Aufwand, zu beschreiben was mir an diesem Tag nicht alles weh getan hat, nämlich gar nichts.
Da mir die Auswirkungen der Höhe und der mittlerweile starken Durchfälle so zusetzten, begab ich mich am nächsten Tag ziemlich dehydriert ins Hospital von Manali, indem man mich gleich für zwei Stunden an den Tropf hängte. Ich weiß nicht ob es an der speziellen Mixtur der Invusion lag, oder an der netten deutschen Krankenschwester, die die ganze Zeit an meinem Bett saß, aber ich fühlte mich kurze Zeit später wieder gesund und voller Energie.

Die nächsten Tage dienten der ausgiebigen Erholung, mit Ausflügen an die nahe gelegenen Wasserfälle, deren besondere Attraktion es ist, durch eine Art Grotte hinter ihnen hindurch zulaufen.
Abend's meist im World Peace Kaffee abgehangen, das einem Deutschen gehört, und dem entsprechend was zu bieten hat, : Sauberkeit und Ordnung, oh wie schön, Jamsassions mit klasse Musikern aus der ganzen Welt, und einer Palette erlesener Filme.
Tja, und da standen sie dann, die Easy Riders und Abenteurer aus der ganzen Welt, bereit zum großen Sprung über die höchsten Straßen der Welt nach Ladakh, sozusagen ein Sammelbecken aller Traveller, die die Gunst des Monats Juni nutzten, um nach Leh zu gelangen.
Große Motorradgruppen mit Begleitfahrzeugen und Mechanikern, aber auch jede Menge Individualtouristen mit kleinem Budget, wie ich, am Start, die mit Spannung dem Aufbruch entgegen fieberten. Zeit, sich mit wichtigen Ersatzteilen und Lebensmitteln einzudecken.
Abend's auf dem Parkplatz beim Fachsimpeln, zwei Österreicher kennen gelernt, die mir auf Anhieb so sympathisch waren, daß wir uns gemeinsam am nächsten Morgen auf den Weg machten.
So waren wir denn eine starke Gruppe von zwei Österreichern, einer Österreicherin ungarischer Abstammung, und mir. Wir starteten, nicht ohne nochmal richtig voll zu tanken, in Richtung Abenteuer, von dem keiner unsereiner genau wusste, wie es ausgehen würde.

Erstmal rauf zum Rotangpass, wie meist, in dicke Wolken gehüllt, haben wir uns gleich im dicken Nebel verloren, so daß ich nicht mehr genau wusste, ob die Anderen vor oder hinter mir waren.

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Nach ziemlich langem Warten, kam dann endlich jemand mit einer Nachricht für mich, nämlich der, daß meine Kollegen mit einer Panne noch vor dem Pass zum Stehen gekommen sind, und als ich dann eintraf, war der Reifen schon fast wieder geflickt.
Die Tagesetappe für heute war Keylong, auch die letzte Möglichkeit zum Tanken, danach 350 Km bis Leh nichts mehr, und wenn man den erhöhten Sprit Verbrauch in diesen Höhen einkalkuliert ( bei mir waren es 3,5 statt 2,5 Litern ), kommt so mancher an die Grenze und fährt mit ein paar Litern in Plastikflaschen als Reserve doch sicherer.

Nach meinen Berechnungen hätte ich ohne Reserve durchkommen müssen, und machte meinen Tank auch nur ein letztes mal voll, ohne Reservekanister. Die andere 350ger Enfield mit herkömmlichem Stahlzylinder hatte einen etwas höheren Verbrauch, auch weil ihr Andy und Monika zu zweit mit ordentlich Gepäck, wesentlich mehr Arbeit verschafften.
Ich möchte die Etappen nicht im Einzelnen schildern, sondern nur zusammenfassend unsere Erlebnisse und Eindrücke Schildern.
Landschaftlich und Kulturell ist es hier wieder wie in Tibet, so wie das von mir durchfahrene Spitivalley, also karge Steinwüste, mit dem gelegentlichem Grün in der Nähe kleiner Siedlungen.

Wir überfuhren mehrere Pässe mit über 5000 m, und die mittleren 2 Tage wurde eine Höhe von 4500 m nicht mehr unterschritten, was bei auftretender Höhenkrankheit zu ernsten Problemen führen kann. Kopfschmerzen wie Schwindel, trockene Schleimhäute und aufgeplatzte Lippen sind die eher harmlosen Symptome, mit denen fast jeder zu tun hat, Erbrechen, mit dem Mathias sich herumschlagen musste, das etwas fortgeschrittene Stadium, aber bei deutlichen Zeichen der Verwirrung und Fieberphantasien wird es sehr ernst, und nur das rechtzeitige Absteigen kann das Schlimmste vermeiden.
Aber unsere Aklimatisierung an die Höhe war mehr als ausreichend, so daß kein Grund zur Sorge bestand.

Als Übernachtung diente ein Steinkreis mit einem darüber gespannten alten Fallschirm, ausgelegt mit Teppichen und genügend dicken Decken. Mit einer Gaslampe, einem kleinen Rest Whisky und ein paar Würfeln, gestalteten wir unser gemütliches Abendprogramm.
Der Sternenhimmel in dieser trockenen Luft, durch den nicht vorhandene Licht Smok, war einfach gigantisch schön anzusehen, und als dann auch noch der Mond über einer Bergkante hervorlugte, war die Kulisse an magischer Einzigartigkeit nicht mehr zu überbieten.

Bis zu dieser Zeile habe ich noch nicht ein einziges Wort über das Essen verloren, es mag wohl daran liegen, daß es zu einer alltäglichen Notwendigkeit, ohne großartiger Vorfreude und Genuss, verkommen war, und mich der Gedanke an Reis, Dal, Chapatties, und etwas Gemüse, das meist auch nur aus einer halben Kartoffel und drei Erbsen mit Soße bestand, an widerte.
Als alter Junggeselle bin ja wirklich nicht verwöhnt, aber morgens, mittags, abends, von Montag bis Sonntag das Gleiche, das lässt die Pfunde purzeln.
Hatte mir noch aus Manali Jogurt mitgebracht, der allerdings auch schon verdächtig schäumte.

Aber schließlich standen hier ganz andere Freuden im Vordergrund, denen wir uns auch recht früh am nächsten Morgen widmeten. Über riesige Hochplateaus durch 50 cm hohen Staub, hinunter in Canyonartige Schluchten mit skurielen Steinskulpturen, die von Wind, Wasser, und Zeit erschaffen wurden, über klapprige Brücken, wieder in endlosen Serpentinen hinauf zum nächsten Pass, um neuen landschaftlichen Attraktionen entgegen zu fiebern. Ein Highlight jagte das Andere, ein einziger Höhenrausch.
Mit verschiedenen Tricks haben wir versucht die Leistung der Bikes zu erhöhen, z.B. das Abschrauben vom Luftfilter, war aber bei den staubigen Verhältnissen doch zu riskant, und brachte auch nicht viel.

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Die körperlichen Anstrengungen waren während des Tages völlig vergessen, umso mehr wurden sie einem am Abend bewusst, und nicht selten viel man nach dem Abendessen in komaartigen Tiefschlaf. Auch die Körperhygiene musste aufgrund der eisigen Wassertemperaturen auf eine Katzenwäsche am Morgen und Abend reduziert werden, die Kleider indes nahmen immer mehr die Farbe unserer Umgebung an, grau-braun.
Und irgendwann öffnete sich die Sicht ins weite Industal, immer mehr Klöster, ausgedehnte Militäranlagen und geteerte Straßen, kündigten das 3500 m hoch gelegene Leh an. In Upper Chungspa, einem ruhigen Teil oberhalb von Leh, inmitten schön angelegter Gärten, bezogen wir Quartier. Ein richtiges Bett und Hot Bucket ( Eimer heißes Wasser ) waren für uns der absolute Höhepunkt des Tages.

Und endlich auch mal wieder, dank der vielen Touristenrestaurant, internationale Abwechslung in der Küche, von italienisch und israelisch bis chinesisch und anderen Annehmlichkeiten wie Laundrysevice, Internetanschluss und jede Menge Geschäfte.
Auch in der näheren Umgebung gab es viel zu entdecken, Klosterfeste luden ein, oder aber auch einfach nur ein Spaziergang rauf zur riesen Stupa, bei der sich allabendlich die Leute zum Sonnenuntergang, dem erhabenen Blick über Leh und des sich endlos hinziehenden Industal, hingaben.
Einen weiteren interessanten Ausflug bot die Fahrt ins Nuvra Valley, über den angeblich höchsten Pass der Welt, Khardung La, mit 5600 m . Unsere GPS Messung ergab aber nur 5387 m, Irgendeiner hat da wohl geschummelt und selbst die Militärs, die den Pass überwachten zuckten ein wenig verlegen mit der Schulter, als ich einen von ihnen um Aufklärung bat.

Nun ja, allemal hoch genug.
Auf der anderen Seite ging's in besagtes Tal, das doch tatsächlich wie eine kleine Miniwüste mit wild lebenden Kamelen und ausgedehnten Sanddühnen vorgaukeln wollte, man sei in der Sahara, wir waren wirklich baff.
Doch viel weiter ging's nicht hier am Fuße des Karakorums, Sperrgebiet mit 50 km Pufferzone, indem ab und an mal ein Raketchen von Pakistan rüber gesaust kommt.
Zurück in Leh, der Abenteuer noch nicht müde, lockte uns der allabendliche Anblick auf Stock Kangri, einem 6 Tausender der sich mit relativ einfacher Ausrüstung besteigen ließ, doch auch da gingen die Meinungen, der von dort Zurückgekehrten, auseinander.

Der Start von Kloster Spituk um 13 Uhr war staubig und heiß, unsere Route führte uns vom Industal in Richtung Markavaley, eigentlich ein Umweg nach Stock Kangrie, aber ein wenig Training in dieser wilden und ursprünglichen Landschaft, dachten wir, Monika, Andreas und ich, könne nicht schaden.
Gefolgt von kleinen Sandstürmen gingen wir unserem Tagesziel Zinchen , entgegen.
In der 2. Nacht gab's so heftige Proteste von Monikas Magen gegen das Abendessen, daß sie sich am nächsten Tag zur Umkehr entschließen musste. Mit Amöben haben wir alle zu kämpfen, der Eine mehr, der Andere weniger .

Ohne die Ausrüstungsgegenstände die sie mir überlassen hat, wäre eine Besteigung allerdings nicht möglich gewesen, wie sich später herausstellte.
Für Andy und mich brachte der 3. Tag direkt bei der Überquerung des Stock La Passes mit seinen 4900 m ein heftiges Gewitter mit Blitzeinschlägen nur wenige 100 m entfernt, was uns zum Abstieg im Fahrstuhlstil brachte, d.h. nicht über Treckingpfad, sondern direkt die Sand u. Gesteinshalden herunter springend.

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Regen, aber in einer Landschaft in der man Frohdo oder Gandalf begegnen könnte, und als der Regen nachlässt, erreichen wir die Hütte von Mr. OK, der uns mit strahlendem Gesicht unser Nachtlager zeigt: Mauern durch die der Wind pfeift, ein durch verschiedene Rinnsale unterteilter Lehmboden, und entsprechende Matratzen.
OK. ? seine kurze Frage.
Geschlafen haben wir jedoch tief und fest.
Der nächste Tag dann rauf zum Basecamp, das mit seinen knapp 5000 m höher liegt als der Gipfel des Mont Blanc. Als wir dort jedoch die top ausgerüsteten Gipfelstürmer mit Eispickel , Steigeisen, Seil und Wandhaken sahen, kamen doch erste Zweifel auf.

Als dann aber die ersten Gruppen Nachts um 1 Uhr in Eiseskälte aufbrachen, um den Gletscher rechtzeitig vor 10 Uhr bevor er anfängt zu schmelzen, zu überqueren, war klar, das ist nichts für uns mit unserer lausigen Ausrüstung ; die Nacht in einem total zerfetztem Zelt trug ihr übriges dazu bei, unsere Entschlossenheit endgültig zu zermürben. Das gute Wetter am nächsten Tag machte uns dann aber doch wieder Mut, der aber bei Andy zeitgleich mit dem Durchfall aus ihm entschwand.
Dann war da noch die Sache mit dem Permit, hatten eigentlich gedacht , daß wir uns um die Gipfelgebühr rum drücken können, dummerweise saß beim Abendessen der Beamte genau neben mir, und hat mir einige Fragen gestellt, die mich zur Einsicht und ihn zu einem ordentlichen Preisnachlass gebracht haben .

Und da, ich als ned a mol ganz echter Schwob , unnötige Geldausgaben hasse, war der Aufstieg beschlossene Sache. Eine Gruppe mit Guide ausfindig gemacht, der wir Nachts mit unseren Stirnlampen folgen konnten, Ausrüstung durchgesehen und abgewogen, was nötig und was überflüssiger Ballast auf dem Weg nach Oben ist.
Das Schwerste war dann aber, den geschwächten Andy nachts um 1 zu motivieren, aus seinem warmen Schlafsack in die eisige Kälte zu steigen. Der Spruch von Jan Ulrich : „Quäl Dich Du Sau“ hat dann aber doch Wirkung gezeigt, ihn anfänglich widerwillig der Gruppe hinterher trotten lassen, um später beim Aufgang der Sonne vergessene Energiedepots zu zünden, alle Anderen überholend, als erstes auf dem Gipfel zu stehen.

Ich hab s etwas gemütlicher angehen lassen, mich an windschattigen Plätzen in der Sonne gewärmt und bei einer solchen Gelegenheit einen wunderschönen Kristall gefunden.
Die letzten 200 Höhenmeter gingen genau auf dem Grad entlang, quälend langsam, schier endlos steil nach Oben, um dann mit Tränen in den Augen auf dem 6153 m hohen Gipfel zu stehen, und die Aussicht, die bis ins pakistanische Karakorumrange reichte, zu genießen.
Gebetsfahnen mit meinem Wanderstock befestigt, ein paar Photos gemacht, sich gegenseitig gratuliert ; es war der 8.8.08 8 Uhr morgens, wie wir zufällig feststellten, und als ich im Bus zurück nach Leh, Stock Kangrie aus der Ferne bewunderte, sah ich in einem Felsen eingemeißelt eine große 8, meine Glücks- und Lieblingszahl.

Ist das nicht beachtlich ?
Wie ich viel später erfuhr, war dies auch der genaue Zeitpunkt zum Startschuss der olympischen Spiele in Peking.
Die Ausrüstung der anderen Bergsteiger wie Pickel, Steigeisen und Seil, war übrigens gänzlich überflüssig, und hat sie wegen Schlechtwetter teilweise nicht einmal ans Ziel gebracht.
Uns jedoch hat das Glück ein kleines Fenster guten Wetters beschert, und ich bereue es ein wenig, an diesem Tag nicht ins Casino gegangen zu sein, um die 8 zu spielen.

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Um ehrlich zu sein, war unser aller Bedürfnis nach abenteuerlichen Straßen in entlegene Regionen des Himalayas gestillt, wäre da nicht dieses geheimnisvolle und sagenumwobene Zanska, das sich einfach nicht aus meinen neugierigen Phantasien vertreiben ließ.
Einen Engländer, der gerade von dort mit seinem ziemlich verbeulten Motorrad, zerrissenen Hosen und einer Knieverletzung zurück kam, schürte dieses Feuer noch durch seine Erzählungen, sein etwas Mitleid erregender Zustand ließ allerdings ziemlich deutliche Rückschlüsse auf dortige Straßenverhältnisse ziehen.

Aber, wann kommt man schon mal in seinem Leben in dieser Ecke der Welt mit seinem Motorrad vorbei ?
Monikas Sorgenfalten zeigten mir schon ziemlich klar, was sie von dem Vorhaben hielt, ihr unerschütterliches Vertrauen zu Ihrem Freund und unseren Fahrkünsten jedoch, wogen letztlich doch schwerer als ihre Bedenken, und so wurden unsere 2 x 17 Pferdestärken gesattelt, und in westlicher Richtung, das Industal hinunter bis nach Kargil getrieben.
Und genau dort wurde der muslimische Einfluss merklich stärker, so daß ich Monika immer wieder beruhigen musste, daß die in Tücher und Decken gehüllten Typen mit langen Bärten, keine Talibans seien, das könne man einfach an dem Stock, statt obligatorischer Kalaschnikov erkennen.
Und so tauchten wir denn km für km, tiefer in immer einsamere Landschaften, vorbei an „Kun“ und „Nun“ , zwei schneeweißen 8 Tausendern, durch weite grüne Täler, in denen frei lebende Pferde ihr ungezähmtes Temperament versprühten.

Von neugierigen Blicken der kessen Murmeltiere begleitet, fuhren wir mit einer Geschwindigkeit von 25 - max. 40 km/h, 250 km tief nach Zanskar hinein, und eine Stupa mit einem friedlich meditierendem Buddha, zeigte uns, hier sind wir wieder im Land der Lamas. Dies hatte ungemein positiven Einfluss auf Monikas Gemüt, von Moslems hatte sie einfach schon zu viel Schlechtes gehört.
Hinauf an Wildbächen zum Pass, an bläulichen Gletschern vorbei, hinunter über tosende Flüsse, unter Sternenhimmel nach einer Unterkunft Ausschau haltend, kamen wir spät in der Nacht völlig abgekämpft und müde am Ende des Tals an.
250 km beste Schotterpiste hinterlassen ihre Spuren, mein Gepäckträger ist durch die vielen Schlaglöcher an vier oder fünf Stellen gebrochen, und konnte nur durch entsetzlich viel Draht, Bänder und allem möglichen Frickelkram am Abfallen gehindert werden.

Der Weg zurück, Zanskar ist eine riesige Sackgasse, verlief ohne weitere Zwischenfälle, naja, Andy und Mo hat's mal in einer Kurve etwas hingelegt, aber nichts passiert, außer verbogener Fußraste, und mein Gepäckträger klammerte sich auch willensstark an den Rest der Maschine.
Weiter ging's in Richtung Jammu Kaschmir, dem Industal hinunter, aber nirgends wo gab es Jemand mit zuverlässiger positiver Nachricht, denn seit Wochen las man in den Zeitungen von schweren Unruhen, mit vielen Toten und Verletzten.
Zankapfel zwischen Hindus und Moslems, war angeblich der Amarnatschrein, ich vermute aber, daß der wahre Grund, die seit vielen Jahren brodelnden Unabhängigkeitsbestrebungen der Moslems sind. Es war schon etwas Überredungskunst meinerseits von Nöten, um Monika zu erklären, daß Touristen in aller Regel als goldenes Lamm behandelt werden, und nicht in Streitigkeiten rein gezogen werden. Die vielen Militärkontrollposten an der Straße, ließen uns zu mindestens alle nach nervigem Schreibkram und Ausweiskontrollen, durch.

Erstes Problem gab's in Darss, dem im Winter angeblich kältesten Ort der Welt, als wir nämlich feststellen mussten, daß es trotz gegenteiliger Beteuerungen, kein tropfen Sprit mehr gab.
Aber von meinen Erfahrungen aus Nepal wusste ich, daß bei Polizei oder Militär auf alle Fälle ein Liter raus zu holen war, und für diese Aufgabe war Monika wie geschaffen.
Dank ihres Wiener Charmes, und trotz monatelangem Biken, immer noch außergewöhnlich attraktivem Aüßeren, stand binnen Minuten die gesamte Heeresleitung um uns herum versammelt, und wir waren für sie sicher das Highlight des Tages, den Liter Sprit gab's gratis, Ehrensache.

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Der reichte natürlich nicht für uns bis Srinagar, aber nach zusammen schütten aller verbliebener Reste, oblag es mir mit meiner sparsamen Shantie, die 60 km zurück nach Kargil zu fahren, um mit zwei 10 L Kanistern einkaufen zu gehen. Ich tat es gern und tat es schnell, denn die Strecke war bei untergehender Sonne atemberaubend schön und die Straße hatte echten schwarzen Teer auf ihrer Oberfläche. 10 Minuten vor Feierabend traf ich beim Benzindealer ein, im Dunkeln ging's wieder zurück, sche.... gefährlich auf den engen Straßen ohne Leitplanken an den Abgründen, da die Ar.........öcher von Truckfahrern nicht abblenden. Aber zurück bei meinen Freunden, war ich immerhin der gefeierte Held des Abends.

Mit gefülltem Tank und guter Dinge ging es am nächsten Tag nochmal hoch auf einen Pass, der die Wetterscheide im Westen bildet, von der kargen Steinwüste in denen man sich beim Anblick der Bevölkerung wirklich irgendwo in Afghanistan wähnen könnte. Luftlinie sind es bis dort hin auch nur 3 – 4 hundert km.
Nomaden zogen hier auf Maultieren durch die Hochtäler, und Hirten sorgten mit ihren Herden aus Ziegen und Schafen auf den engen Passtrassen für angenehme Verzögerungen.

Auf der anderen Seite des 4500 m hohen Passes konnte man beim Herunterfahren auf immer besser werdenden Straßen die Motorräder bis zum Limit ausfahren, und sich wie beim Skifahren von einer Kurve in die Andere rein legen, traumhaft.
Wenn jetzt noch einer in der Lederhosen vor einer Almhütten gsesn, und bei einer Dirndlbeschürzten sein Bier bestellt hätt, wär die Kulisse täuschend echt gewesen, denn nach dem Pass verwandelte sich die Landschaft in ein österreichisches Alpenparadies, das lediglich durch das afghanische Aussehen der moslemischen Bevölkerung etwas exotisches bekam.
Die vielen Militärangehörigen hier aus ganz Indien, waren stets zu scherzen mit uns aufgelegt, oder winkten fröhlich vom Lkw beim Vorbeifahren, was ein wenig von der stetig vorhandenen Spannung nahm. Ich persönlich glaube kaum, daß die indische Regierung jemals gewillt sein wird, dieses Juwel, mit seiner einzigartigen Landschaft und Kultur, aufzugeben, doch zu welchem Preis ?

Und nach Monaten der Abgeschiedenheit im Himalaya, erreichten wir am Abend Srinagar, die erste richtige wuselige Stadt seit langem.
Hunderte von Hausbooten standen uns zur Auswahl, alle leer, mit Schnäppchenpreisen lockend, in dramatischen Gesten, der zahllos arbeitslosen Besitzer, auffordernd, eine Entscheidung zu treffen, wahrlich nicht leicht.
In solchen Situationen, war es für mich immer amüsant und lehrreich, Andy's Gelassenheit wie Gleichmut zu beobachten, der Typ war wirklich durch nichts aus der Ruhe zu bringen, und tatsächlich wir fanden ein kleines einfaches, aber sehr gemütliches Boot.
Für nur ein paar €'s mehr hätten wir sogar ein solch prunkvolles Boot haben können, in dem normalerweise nur die extra Superreichen, Könige, Scheichs und Co absteigen, aber uns war irgendwie nicht nach Museumsatmosphäre, so daß wir uns für die etwas rustikalere Variante entschieden, die ohnehin besser zu so etwas abgerissenen Abenteurern wie uns passte.

Der Grund dieses absurden Preisverfalls, ist in dem seit Jahren ausbleibenden Tourismus zu suchen, und wir wurden in unseren zerlumpten Klamotten behandelt wie Könige, so daß sich die wirklich hervorragende Bewirtung mit satt Fleisch und Gemüse, entsprechend königlich gestaltete.
Die Tage verbrachten wir auf dem, mit massenhaft Lotusblumen unterschiedlichster Sorten geschmückten Dalsee, in einem kleinen Paddelboot, das zu unserer freien Verfügung stand.
Shopping stand zum Leidwesen von Monika nicht auf dem Programm, denn das öffentliche Leben war wegen jüngster Unruhen, weitgehend lahm gelegt, statt dessen Massenkundgebungen und ein Riesenaufgebot von Militärpolizei. Fast konnte man glauben, hier kämen sämtliche Streitkräfte aus ganz Indien zusammen, um mit geballter Faust die Bereitschaft zu äußerster Härte und Brutalität zu zeigen. Wie beschämend für ein Land, das so viele große Weise hervorgebracht hat.

Der Weg runter nach Jammu hatte etwas von Spießrutenlauf, denn überall feierte man ausgelassen den Ausnahmezustand mit kämpferischen Parolen und Straßenblockaden.

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Als wir unsere, teilweise mit Brennnesseln erzwungene Solidarität lauthals bekundeten, „free Kaschmir, free Kaschmir“ , durften wir passieren.
So richtig Angst hatte ich nicht, denn die jungen Männer hatten alle einen solch kindlichen Spass bei der Sache, daß es mir die ganze Zeit über ein Schmunzeln ins Gesicht zauberte.

Was mich aber doch etwas traurig stimmte, war die Tatsache, daß sich bald die Wege von Andreas, Monika und mir trennen würden, denn sie hatten Gepäck in Manali gebunkert, und der Umweg kam für mich wegen Motorradverkauf und auslaufendem Visa, nicht in Frage.
Zeit, um ein Lob auf unsere bärenstarke Kameradschaft auszusprechen.
Mutig, jedoch nicht übermütig, haben wir gemeinsam ein Abenteuer bestritten, das sicher in keinem Reiseprospekt zu buchen gewesen wäre.
Die Erlebnisse und der Spaß, den wir zusammen hatten, hat eine Freundschaft wachsen lassen, wie ich sie nicht erwartet hätte.

Aber ein Höhepunkt stand mir dennoch bevor, : Amritza mit seinem „Goldenen Tempel“. Nach endlosen Abfahrten hinaus aus dem Himalaya in die Niederungen Indiens mit seinem hoch organisiertem Verkehrschaos, hat's mich dann doch noch mal leicht geschmissen.
An den Ausläufern der Berge kreuzen oft größere und kleinere Flüsse die Straßen, statt teurer Brücken, führt man den Verkehr einfach durch das Wasser, und lässt an solchen Stellen Betonplatten in den Boden, um eine gewisse Haltbarkeit zu erzeugen.
Leider hat an einer Stelle die halbe Platte gefehlt, und ließ mich zu schnell über Geröll rollen, bremsen, rutschen und hinfallen, mitten im Fluss.

Mein Fuß hatte etwas abbekommen und der Legguard, eine bei indischen Bikes gebräuchliche Vorrichtung zum Schutz der Beine, waren verbogen, und so dauerte es ein Weilchen bis ich wieder startklar war.
Hab im Studentenheim übernachten, und mir meine zum trocknen aufgehängten Schuhe klauen lassen, sonst nichts außergewöhnliches bis nach Amritzar, wo ich gerade noch zum Sonnenuntergang eintraf.
Der Unterschied zwischen hässlicher Stadt und der wirklich außergewöhnlich strahlenden Tempelanlage, könnte größer nicht sein.

Ich glaube, daß selbst ein absolut unrelgiöser Mensch an diesem größten Sikhheiligtum, von dieser besonderen Atmosphäre erfasst werden würde, es sei denn, es handelt sich um ein völlig abgestumpftes Individuum.
Die Schuhe gibt man am Eingang wie in allen Tempeln Indiens ab, reinigt die Füße und bekommt ein Tuch zur Kopfbedeckung.
Sofort beim Betreten des Innenbereichs wurde man vom Anblick des goldenen Herzstücks, das von der untergehenden Sonne noch angestrahlt wurde, und inmitten eines riesigen Wasserbeckens stand, gefangen genommen. Schon die schiere Größe, der ganz in Marmor gebauten Anlage um das Wasser herum, war beeindruckend, soviel teure Schönheit setzte einen schon ganz schön ins Staunen.Und dann die gewissenhafte Sauberkeit und Ordnung, sie hatte eine geradezu heilsame Wirkung auf mich.

Das Schmunzeln über die hoch heiligen Würdenträger mit ihren traditionellen Gewändern, ihren langen Bärten und farbenprächtigen Turbanen, hab ich mir nicht anmerken lassen, denn schließlich waren sie mir freundlich geneigt und ließen auch meiner Fotografierwut freien lauf.
Gratis Chai und Grieskuchen verspeiste ich vergnüglich beim Betrachten der kostbaren Koys, die dem türkiesfarbenen Wasser lustig weissrote und goldene Farbtupfer verliehen.
Ob es an den Gebetsliedern lag, die aus dem Goldenen Tempel mit schwerer Süße über das Wasser zu mir herüber drangen, ich weiß es nicht, jedenfalls saß ich da und spürte eine Art heilsamen Frieden in mir und um mich herum, und wollte, daß dieser Zustand nie nie wieder endet.

Eine Sehnsucht in mir jedoch störte ein wenig die Stille, aber ich lies meine Sentimentalität gewähren, und gestand mir meine Schwärmerei für die indischen (Jung- )Frauen ein.

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Ich denke, da müsste man wirklich ein Herz aus Stein haben, wenn einen das Anblicken der anmutigen, in farbenfrohe Saris oder Panjabis gekleideten Schönheiten, gänzlich kalt ließe.

So manch Eine wagte auch den ein oder anderen verstohlenen Blick, und welche Freude in mir aufstieg, wenn am Ende eines solchen Blickkontaktes ein Lächeln stand, ist unbeschreiblich.
Das Berühren, selbst der eigenen Frau, in der Öffentlichkeit, ist in Indien äußerst verpönt, da aber auch Inder den Gesetzen der Natur unterliegen, berührt man sich mit den Augen, und auf dem Gebiet haben es so Einige zu bemerkenswert hoher Kunstfertigkeit gebracht.
Viele der Verheirateten Frauen allerdings, scheint eine Art Aura zu umgeben, ähnlich der Pflanzen in Wüstengebieten, die sich zum Schutz vor Blattfraß mit einer Substanz anreichern, die sie völlig ungenießbar macht. Ob es an den alten Traditionen wie z.B. der arrangierten Ehe liegt, daß sich die Gesichtszüge im Lauf der Zeit immer mehr verhärten, und der Duft aus der Seele einem modrigen Mief weicht, ich weiß es nicht, aber auch das ist Indien.

An einer Stelle der Baghawadgita, der indischen Bibel, heißt es : „gib acht auf deine Wünsche, sie könnten wahr werden“, was mir aber in diesem Fall willkommen war, denn als ich am nächsten Tag am selbem Platz, an dem ich am Vorabend noch in Sentimentalität versunken war, von zwei neugierigen, ganz und gar nicht schüchternen indischen Teenis aufgefordert wurde, sie zu begleiten, nahm ich dankend an.

Sie wussten allerhand über die Sikhreligion, den Tempel, und das Leben hier zu erzählen, da sie jeden Samstag zum „Flanieren“ herkämen, obwohl sie von Haus aus eigentlich Hindus waren.

Ihr offenes Interesse an den heiligen Schriften der Sikh's erstaunte mich, da ich soviel Aufgeschlossenheit nicht erwartet hätte. So nahmen sie mich mit ins Allerheiligste, dem Goldenen Tempel, zeigten mir schöne Stellen zum Photographieren und brachten meinem Tag eine kesse Heiterkeit.
Und als mich Shivali, so hieß eine der zwei Geschwister, mich mit einem Grinsen im Gesicht fragte, ob ich denn verheiratet sei, und ich wahrheitsgemäß verneinte, wurde ihr Grinsen noch etwas breiter.
So unterhielten wir uns darüber, wie das mit der Liebe in unseren jeweiligen Kulturen so ist, und kamen zu der einhelligen Meinung, daß es wohl überall auf der ganzen Welt, eine ziemlich komplizierte Angelegenheit sei.

Beim Verlassen des Tempels bat man uns um etwas Geduld, als wir unsere Schuhe abholen wollten, und ich staunte nicht schlecht als man sie uns frisch geputzt mit einem Lächeln zurückgab.
Zum Schluss lud ich beide noch zu einem Eis ein, an einem Hindutempel opferten sie ein paar Räucherstäbchen, trugen mir mit dem Finger etwas Tielack auf die Stirn, und wir verabschiedeten uns. Welch ein schöner Tag.
Die schlimmste aller Trennungen stand aber dennoch kurz bevor, der Verkauf meiner Shantie, da der Export von neuen Modellen, durch deutsche Gesetzgebung, ein unverhältnismäßig hoher finanzieller Aufwand wäre.

So suchte ich in Delhi eine Werkstatt, die im Stande war, den Dreck von 8 1/2 Monaten und 17000 km ab zu waschen. Hoch motiviert startete ein etwa 16 jähriger Junge mit Schwamm und Wasserspritze, als ich ihm das Doppelte vom geforderten Preis anbot, allerdings mit der Bedingung „very clean“.
Im Anschluß folgte eine ordentliche Lektion in deutscher Gründlichkeit, denn nur sehr widerwillig nahm er sich der schwer zugänglichen, Ölverkrusteten Stellen an. Ich meine sogar, daß er gern auf das zusätzliche Geld verzichtet hätte, denn mit soviel Unnachgiebigkeit meinerseits hatte er einfach nicht gerechnet.

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Da ich das Motorrad in tadellosem Zustand bei dem Händler (Tony Bike Centre in Karol Bagh), bei dem ich es gekauft hatte, zurück brachte, gab er mir tatsächlich die zugesicherten 80 % vom Kaufpreis. Dieser echt faire Deal machte den Abschied etwas leichter, und so begab ich mich für die letzten Tage bis zu meinem Abflug nach Puschka.
Genau der richtige Ort, um in aller Ruhe meine Erlebnisse nochmal Revue passieren zu lassen. Vor meinem geistigen Auge erschienen all die tollen Begegnungen mit Menschen aus allen Teilen der Welt, und eines Morgens beim Frühstück, tauchten vor meinen echten Augen, ich konnt's kaum glauben, Andy und Monika auf.

Also nochmal ein paar Tage Zeit, voneinander Abschied zu nehmen, Abschied auch von all der Fülle, der bunten Lebendigkeit, den allgegenwärtigen Göttern, den trotz Allem liebenswerten Indern und den Tieren, Zeit auch, um Kraft zu tanken, für den nächsten Kulturschock, der mich in Deutschland heimsuchen wird.
Und falls der Ein oder Andere, beim Lesen dieses Berichts, Abenteuerlust und Fernweh bekommen hat, kann ich nur dazu ermutigen; vielleicht nicht gleich mit Motorrad ohne Führerschein.
Aber, man lese und staune, mich hat die ganze Tour inklusive Flug, Motorrad, Sprit, Hotel, Essen und allem Drum und Dran 2800 € gekostet.
Man könnte auch sagen, ich habe Urlaub gemacht, um zu Sparen, denn so billig wäre ich in Deutschland nicht davon gekommen.

Danke auch an all die Heerscharen von Schutzengeln, die ich in Atem gehalten hab, die Sonderschichten schieben mussten und wirklich hervorragende Arbeit geleistet haben.
Sorry, an all die Bettler und denen, die auch sonst immer nur mein Bestes gewollt haben, wenn ich euch mit überheblicher Arroganz und Nichtbeachtung begegnet bin, das ist normalerweise nicht meine Art, aber ihr seit einfach zu viele.

Zuletzt noch ein Tipp für Indien Reisende: Kauft euch unbedingt in Deutschland ein T-Shirt wo groß und deutlich 1. euer Name, 2. eure Herkunft, und 3. euer Familienstand geschrieben steht. Das erleichtert so einiges !! ;-))

Rolling Roland


















































































































































































































































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